Bionnale 2023: Berliner Ökosystem in Topform

Die Bionnale – der größte Life-Sciences-Treff der Hauptstadtregion – hatte mehr als 1.000 Interessierte angelockt. Impulsvorträge zu neuen Technologien, ein Podium zur Translation und einmal mehr die Speed Lecture Awards setzten Höhepunkte.

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Die Bionnale ist die größte Netzwerkveranstaltung für Life Sciences und Gesundheitswirtschaft in der deutschen Hauptstadtregion. Mitte Mai fand der Branchentreff wieder im Ludwig-Erhard-Haus in der Fasanenstraße statt. Das Interesse an der Veranstaltung war spürbar groß: Mehr als 1.000 Interessierte waren gekommen, um sich in den Sessions sowie Matchmaking-Treffen zu informieren und auszutauschen, 24 Aussteller und 20 Sponsoren waren diesmal beteiligt.

Insgesamt präsentierte sich das Berliner Life-Sciences-Ökosystem in vielversprechender Form. Der Vorstandsvorsitzende der Charité – Universitätsmedizin Heyo Kroemer sprach über die Chancen und Herausforderungen der Digitalen Medizin. Eine „überlebenswichtige“ Rolle zur Verwirklichung spielten hier Partnerschaften und Netzwerke – wie etwa in dem von der Charité koordinierten Netzwerk Universitätsmedizin (NUM), mit dem es seit 2020 erfolgreich gelungen sei, eine nationale Dateninfrastruktur aufzubauen.

Die Netzwerk-Sessions beleuchteten in diesem Jahr neue Technologien, die die Diagnostik und Behandlung von Erkrankungen derzeit verändern. Nicolás Cruz vom Fachgebiet Bioverfahrenstechnik an der TU Berlin erläuterte, wie sein Team die Bioprozessentwicklung zur Herstellung von Biopharmazeutika deutlich beschleunigen möchte – mit Hilfe von automatisierten und konsequent digitalisierten Prozessen in Hochdurchsatz-Laborexperimenten. Reyk Horland von der TissUse GmbH und Jens Kurreck von der TU Berlin stellten das enorme Potential und auch die Grenzen von Multi-Organ-Chips als Modelle für die Pharmaforschung und Alternative zum Tierversuch vor.

"Vom Egosystem zum Ecosystem"
Eine von Claudia Englbrecht (BIO Deutschland) moderierte Podiumsdiskussion zielte auf die Frage ab, wie Technologietransfer und Translation in der Biomedizin in der Hauptstadtregion verbessert werden können. Christopher Baum, Vorsitzender des Direktoriums des Berlin Institute of Health (BIH) sagte, es gebe bei der medizinischen Translation hierzulande immer noch viele Lücken in der Wertschöpfungskette. Derzeit wird auf Initiative des BIH eine Nationale Strategie für Gen- und Zelltherapie erarbeitet, zu der auf der Bionnale auch eine eigene Session stattfand. Ein Aspekt der Strategie ziele darauf ab, die Aktivitäten in regionalen Ökosystemen für Gen- und Zelltherapien besser zu vernetzen und enger zusammenzuarbeiten. „Wir müssen vom Egosystem zu einem Ecosystem kommen“, so Baum.

„Mit dem geplanten Translationszentrum auf dem Campus von Bayer wollen wir ein Erfolgsbeispiel für die Gen- und Zelltherapie schaffen“, erklärte Maria Alfaiate von Bayer. Früh an Strategien für die Kommerzialisierung denken und einen engen Austausch mit der Industrie pflegen: Maike Sander, Wissenschaftliche Direktorin des Max Delbrück Centers, hat das in den großen Biotech-Ökosystemen in Kalifornien erlebt. „Hier wurden die Hochschulabsolventen noch im Labor von Headhuntern abgeworben“, sagte sie. In der Runde wurde unter anderem über das Potential von Mentoring-Programmen an der Schnittstelle von Akademia und Industrie gesprochen. Christina Quensel vom Biotech Park Berlin-Buch regte zudem an, statt vieler verschiedener Veranstaltungen ein ultimatives Biotech-Start-up-Pitch-Event für Berlin aus der Taufe zu heben. Sie lobte neue Inkubator-Konzepte wie die Life Science Factory in Göttingen oder BioLabs in Heidelberg. „So etwas brauchen wir in Berlin auch“, sagte sie.

Speed Lecture Awards
Traditionelles Highlight der Bionnale sind die Speed Lecture Awards, die vom Gesundheitswirtschaftscluster HealthCapital und dem vfa Bio ausgelobt werden. Wie bereits im Vorjahr fabelhaft moderiert von den einstigen Speed Lecture Award-Finalisten, Magdalena Zaslona vom MPIKG Potsdam und Ian Stewart vom Max Delbrück Center in Berlin-Buch. Mit sehr viel Charme und Humor überbrückte das Duo gekonnt eine 20-minütige technische Panne bei der Abstimmung, bevor die Drei-Minuten-Vorträge der acht Finalisten starten konnten.

Besonders punkten beim Publikum konnte Samantha Mendonsa die am BIMSB das Postleitsystem von Nervenzellen entschlüsselt hat (1.000 Euro). Mathias Ziersch und Jonas Motter von der TU Berlin haben durch enzymatische Synthese einen Wirkstoff gegen Hepatitis E entwickelt, ein Keim, der in Mettbrötchen vorkommt (500 Euro). Hanyang Liu von der Charité hat einen Leber-Organ-Chip als Modellsystem für die Pharmaforschung entwickelt (300 Euro).

Im nächsten Jahr fällt die Bionnale ausnahmsweise aus – denn stattdessen finden die Deutschen Biotechnologietage in der Hauptstadt statt. 

Mehr zum Life-Sciences-Ökosystem in der Hauptstadtregion bietet der Life Sciences Report Berlin-Brandenburg 2022|2023. Die Technologie-Kapitel hat BIOCOM im Auftrag für Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie umgesetzt.

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